Donnerstag, 19. Januar 2012

Abends

Seit 2 Wochen hat die Arbeit bei Samaritana wieder begonnen. Ein neuer Cycle, der erste für dieses Jahr, hat begonnen. Einige Trainees haben Samaritana verlassen, doch sind 11 Frauen hinzu gekommen. Einige kennen wir von den Bars. Jedoch erfahren die meisten Frauen über Freunde und Verwandte von Samaritana.
Nach einer kurzen Orientierung und Gespräch können sie ihr Training beginnen. Zum Anfang jeden Cycles finden Orientierungstage (3) statt. In denen ihnen Samaritana vorgestellt wird, wie der Trainingsablauf, die Programme und Serviceleistungen- wie zum Beispiel letzte Woche. Es waren drei richtig gute Tage gewesen. Ich hatte den Eindruck, dass die neuen Frauen Vertrauen gefasst haben. Klasse war es auch während unterschiedlicher Aktivitäten und Gesprächsrunden, die Veränderungen einiger längerer Trainees zu sehen. Mehrere waren viel gesprächsbereiter, offener für Austausch und direkter in ihren Aussagen und Fragen.
In kleinen Gruppen tauschten wir uns über unsere früheren Träume aus, wann wir anfingen zu träumen, welche in Erfüllung gegangen sind und welche nicht und warum. Aber auch ob und welche Träume wir noch haben. Die Berufswünsche waren relativ unterschiedlich. Herausstechend fand ich Wünsche zweier Frauen, zum einen Reporterin- sie liebt es zu quatschen und zu erzählen, meinte sie- und Kriminologin. Hingegen glichen sich die Gründe, weshalb sie nicht die Schule beenden konnten und damit auch keinen Beruf erlernen konnten. Viele Geschwister, die Arbeistlosigkeit Eltern und damit auch das fehlende Geld für die Schule, das Aufwachsen bei vielen verschiedenen Leuten/ Verwandten oder das sie zeitig Schwanger wurden und heirateten.
Häufige Wünsche bzw. Hoffnungen für die Zukunft sind, ein eigenes Haus zu haben- da viele mit Verwandten zusammen wohnen- ihr eigenes Geschäft aufzumachen- wie ein Restaurant- oder das sie ihre Kinder zur Schule schicken können und sie diese auch beenden. Haeufig hoerte man auch den Wunsch, wieder mit den Kindern zusammenzuleben. Aus Gründen wie zu wenig Geld, keine Zeit oder niemanden der auf die Kinder aufpassen wuerde, wachsen sie bei Verwandten in der Provinz auf. Viele der Frauen stammen aus der Province Samar, eine der ärmsten in den Philippinen. Die Region liegt in den östlichen Visayas und ist einer der "Hotspots" des Menschenhandels.

Am letzten Tag der Orientierung ging es um das Setzen realistischer Ziele für die nächsten 6 Monate. Dafür bekamen sie einen Zettel mit den verschiedenen Bereichen/ Schwerpunkten der Programme des Trainings. Sie sollten sich für einige Bereiche entscheiden und aufschreiben, worin sie sich speziell verbessern wollen bzw. was sie lernen möchten. Viele nannten Mathematik, den Umgang mit dem Computer oder das Herstellen von Schmuck. Das einen wichtigen Punkt während der Orientierung, der den Frauen hilft einen Fokus zu haben und an etwas festzuhalten.
Mittlerweile sind 2 der neuen Trainees wieder ausgestiegen und zurück in der Prostitution.


Vergangenen Donnerstag waren wir in einem neuem Outreachviertel...in dem Viertel hatten die Frauen, obwohl es eher 'ärmere' Bars waren eine Uniform- manche hatten eine Art Schuluniform an, nur etwas kürzer. Sonst habe ich, das nur bei Frauen in den großen Bars und Bordells für die Mittel- / gehobene Schicht und für Touristen gesehen.
Generell gehen wir Freitagabends 'auf die Straße/ in die Bars'. Zuvor besprechen wir wohin wir gehen, über was wir informieren oder Einladen wollen, wie zum Beispiel zur Weihnachtsfeier. In 2-3er Gruppen laufen wir den Straßenzug entlang. An einigen Bars stoppen wir, unterhalten uns mit den Frauen und auch öfters deren Zuhältern. Am Ende trifft sich das gesamte Team noch einmal zur Abschlussbesprechung. Wir tauschen uns über unsere Erlebnisse aus, Besonderheiten, Neuigkeiten....Leute, die das erste Mal dabei sind, sollen die Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen- sehen, fühlen, hören und riechen.
Hauptsächlich gehen wir in zwei Rotlichtmileuis- Quezon Ave und Batasan. In Quezon Ave sind große Bars mit rießigen Leuchtreklamen auf denen "Health Chamber, Health Palast oder Paradise" steht. In die Bars können wir nicht rein gehen, höchstens mit Männerbegleitung und mit zahlen des Eintrittpreises. Jede Bar hat hier auch Security Guards-die mich eher an die 'typischen' breitschuldrigen, muskelbesetzten Tuervorsteher mit wenig Haar der Nachtclubs erinnern. Quezon Avenue ist Anlaufpunkt für die Mittel- bis gehobene Schicht und Touristen bzw. Geschäftsmänner. Batasan ist die 'simplere' Version von Quezon Ave- kleinere schmuddelige Bars, schlechtes Licht. Die Freier sind hier eher Filipinos und weniger wohlhabend.
Hier dürfen wir in manche Bars und sind auch mit manchen ZuhälternInnen 'befreundet'. Die Frauen sitzen hier vor den Bars im Gegensatz zur Quezon Ave, da sieht man die Frauen nicht. Dort haben wir eher Kontakt zu Straßenprostituierten, die nicht in den Bars arbeiten. Sie sind oft zwischen 15 und 23 Jahre- juenger als die Frauen in Batasan. Staerker geschminkt und weniger offen fuer Gespraeche. Quezon Ave erinnert mich mehr an den Hackischen Markt in Berlin, nur ohne die grossen Bars. Die Frauen kommen hier auch eher gegen 11 bzw. Mitternacht. Im Gegensatz zu Batasan wo sie schon ab 8-9 anzutreffen sind.

Wegen eines Interviews mit RENEW Foundation in Angeles haben wir, das dortige sehr florierende Rotlichtmilieu kennengelernt. In den Bars arbeiten manchmal bis zu 3000 Frauen, in ca. 8Std. Schichten 24Stunden. Angeles ist ziemlich bekannt fuer Sextourismus (ueberwiegend Geschaeftsmaenner aus Ostasien und Europa/ Nord Amerika), der auf die Besatzungszeit der Amerkianer zurueck geht.


Bei Interesse...
Ich habe vor kurzem den Dokumentarfilm (2004) "Born into Brothels" gesehen. Darin geht es um acht Kinder, die in einem Bordell in Kalkutta, Indien aufwachsen. Die Fotografin Zana Briski aus New York, lehrt die Kinder für einige Wochen das Fotografieren und versucht dadurch, aber auch mit dem Versuch sie in Schulen anzumelden, ihr Leben zu verändern.